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Motorgüterschiff - Typ 750 kommt 1991
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(- Abschrift -)
Aus dem Flottenbereich "Elbe" wurde uns kürzlich die
Bitte mehrerer Schiffsführer übermittelt, aufzuzeichnen, wie
weit das neue Motorgüterschiff in seiner Vorbereitung gediehen ist.
Wir gaben die Bitte weiter.
Hier der Bericht :
In der planmäßigen Erneuerung der Flotte des VEB Binnenreederei
ist für den Zeitraum 1991/1992 der Bau einer neuen Serie Motorgüteschiffe
vorgesehen.
Die Serie umfasst 19 Schiffe, wobei davon zwei Ausbildungsschiffe
1992 geplant sind. Als Bauwerft wird der VEB Elbewerft Boizenburg/Rosslau
(EWB), Werft Rosslau, den Auftrag realisieren.
Zur Beschleunigung der Projektierung und Vorbereitung des neuen MGS nach
dem Abbruch der Serie MGS 85 wurde entschieden , das MGS 750 auf der Basis
des völligen Schiffskörpers des Typs "Gustav König"
in der verlängerten Form zu konstruieren. Die Projektierung übernahm
die Werft Boizenburg in enger Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber VEB
BR, DSRK und EWB sowie unter Beachtung der SOK Vorschriften. Das erarbeitete
Projekt zwischen BR und EWB bildet derzeit die Konstruktionsgrundlage
für die Werft Roßlau.
Zur Vermeidung ähnlicher Fehler bei der Projektierung
wie beim MGS 85 besteht eine Arbeitsgruppe aus erfahrenen Schiffsführern,
Mitarbeiter des TU-Bereichs und Technikern, die seit der Erarbeitung der
Aufgabenstellung in vielen Arbeitsberatungen vorgelegte Projektteile beurteilte
und dabei oftmals Lösungen ablehnte, sie bestätigte oder neue
Varianten erarbeitete.
Erst nach Übereinstimmung innerhalb der Arbeitsgruppe wurden die
Ausführungen vom Auftraggeber zum Projekt freigegeben.
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Im vorliegenden Projekt wurden folgende technische Hauptdaten
bestätigt:
Länge über alles 79,99 m
Breite über alles 8,19 m
Seitenhöhe 2,40 m
Konstruktionstiefgang 2,10 m
Freibord 0,30 m
Verdrängung bei 2,10 m 1206 t
Eigenmasse 380 t
Nutzladung bei 2,10 m 800 t
Nutzladung bei 2,00 m 740 t
Container Staufähigkeit 33 Stück
Fixpunkthöhe bei 1,30m Leertiefgang 3,95 m
Arbeitsleistung
8VD 36/24 - A - 1 375 U/min 331 KW/ 450 PS
Bugruderanlage Omega Jet 103 KW /140 PS
Geschwindigkeit (beladen) 15 km/h
Charakteristisch für das MGS 750 ist die Auslegung
des Schiffes für den Transport von Schüttgut, Stückgut
und Containern in einem Durchgehenden Laderaum mit Wallgängen.
Es ist ein Einschraubenschiff mit achter liegendem Maschinenraum, Deckshaus
und Steuerhaus, wobei das Deckshaus über dem Maschinenraum elastisch
gelagert und das Steuerhaus höhenverstellbar ist.
Der Laderaum ist mit 12 Luckendecks zweilagig verschließbar (50%iger
Öffnungsgrad) und hat die Abmaße L x B x H von 55,8m x 6,4
x 3,10m.
Das Schiff hat eine Achterschifferhöhung und ist auf dem Vorschiff
für den Schubbetrieb ausgerüstet. Im Vorschiff ist ein Anlagenraum
vorgesehen, in dem neben den zusätzlichen DK-Tanks, Pumpen, Generatoren
eine Vierkanalbugstrahlruderanlage angeordnet ist.
Das gesamte Betriebsregime des Schiffes ist für den 2-Mann-Bordbetrieb
ausgelegt, wobei das Steuerhaus als Einmannsteuerstand mit Radar entwickelt
wird.
Der Schiffsbetrieb zur Tagesmarschfahrt ist auf der Basis von 24V abgesichert.
Die Heckruderanlage wird über ein an der Hauptmaschine angeflanschtes
Hydraulikgetriebe betrieben, das auch die Hydraulik der Steuerhaushubeinrichtung
und der anderen Anlagen versorgt. Das Heizsystem des Schiffes ist eine
Kombination von Kühlwasser -und DK- Heizung, wobei zwischen den Energiequellen
und den Heizkörpern ein " Galisol - Wasserspeicher"(bereits
in der Erprobung) geschaltet ist, der bis -5°C wirksam ist und je
nach Außentemperatur 8 bis 12h lang die Wärmeversorgung übernimmt.
Das Warmwassersystem wird im Fahrbetrieb bzw. im Liegebetrieb " Winter"
von o.g. Heizungssystem eingespeist und im Liegebetrieb " Sommer"
mit einem 80-L- Heißwasserspeicher abgesichert.
Das Deckshaus bietet Unterkunft für 4 Personen und ist in Wohnküche,
Nasstrakt (WC, Dusche, Waschraum), drei Kabinen und einen Quergang eingeteilt.
Die Deckshausfenster sind Übersetzfenster der Reichsbahn mit Aluminium
- Rahmen und Thermoscheiben.
Die Raumaufteilung und die Einrichtung wurden mehrmals geändert und
entsprechen jetzt den Vorstellungen aller Arbeitsgruppenmitglieder, von
denen sich einige über Material und Qualität der Ausstattung
der Räume auf- einem Binnenfahrgastschiff der Elbewerft Boizenburg
informiert hatten.
Für den Schiffsbetrieb und die Schiffsführung wurden umfangreiche
Überwachungs- und Steuerungsanlagen sowie Navigationsgeräte
vorgesehen. All diese Systeme wurden nicht nur ausgewählt, um das
Schiff mit einem vernünftigen Maß moderner Technik auszurüsten,
sondern auch die uneingeschränkte Zulassung auf den westeuropäischen
Wasserstraßen einschließlich dem Rhein zu erreichen und die
Arbeitsbedingungen dem 2- Mann- Bordbetrieb anzupassen. Besonders mit
den Anlagen und Geräten - fernbedienbare Bugstrahlruderanlage Typ
"Omega Jet" - Radaranlage mit Wendeanzeiger Typ " Swiss
Radar" - Deckenkugelkompass - ergonomisch angeordnete Steuerhausbedienstände
- Wechselsprechanlage Bordrechner (DK + Geschwindigkeit) soll die Sicherheit
des Schiffsbetriebes und der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen
erreicht werden.
Der Bordrechner z.B., der für Motorgüterschiffe eine absolute
Neuheit bedeutet, wird nicht nur mit seinen Sensoren DK- Messgerät
und Geschwindigkeitsmessgerät einen optimalen energiewirtschaftlichen
Schiffsbetrieb garantieren, sondern auch den Bord- Abrechnungsaufwand
wesentlich reduzieren .
Weitere Maßnahmen, wie 24V- Betrieb bei Tagesmarschfahrt, Galisolspeicher
, Propankochherd, Hafendieselbetrieb ohne Landanschluss und Leerfahrt
ohne Ballast werden das Verhältnis Energieeinsatz zur Transportarbeit
auf ein Minimum senken, so dass mit dem MGS 750 ein Neubau entsteht, der
den Anforderungen moderner Schiffseinheiten entsprechen wird .
Der weitere vorbereitende Arbeitsablauf sieht vor, das je nach Fertigstellung
einzelner Konstruktionssteile oder unmittelbar beim Konstruktionsentwurf
in der Werft Roßlau Überprüfungen bzw. Einfluss auf die
Ausführung durch die zukünftige Bauaufsicht vorgenommen werden.
Bestätigungen von Konstruktionen erfolgen danach grundsätzlich
von den Projektverantwortlichen des VEB Binnenreederei. Der bisherige
Bearbeitungsstand ist trotz der zwischenzeitlich aufgetretenen Schwierigkeiten
befriedigend und führt bei optimistischer Einschätzung des noch
ausstehenden Arbeitsvolumens zu der Annahme, dass das erste neue Motorgüterschiff
1991 vom VEB Binnenreederei
übernommen werden kann.
Rüdiger Bollwien,
MA-Rationalisierung
(Quelle: Binnenschiffahrt
24/89 - Abschrift)
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