Schiffstyp Z-Antrieb

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Schiffstyp / Z ~ Antrieb


Um den Mangel an "Selbstfahrern" auszugleichen wurde in der DDR um 1955 der Schiffstyp Z-Antrieb entwickelt. Der in Berlin auf der Yachtwerft konzepierte Schiffstyp, stellte eine einfache aber wirkungsvolle Umrüstung, von den ausreichend zur Verfügung stehenden Schleppkähnen, zu motoristierten Schiffseinheiten dar, die ohne großen Aufwand umsetzbar und schnell sowie gleichzeitig kostengünstig zu realisieren war.

Das Grundkonzept bestand aus einem Dieselmotor der Serien-LKW-Produktion, einem Z-Getriebe, welches die Übertragung der Motordrehungen auf eine Düse mit Propeller übertrug. Dieser gab diesem Schiffstyp auch seinen Namen.

Aufbau eines Z-Antriebes

An den Schleppkähnen wurde achtern eine Stahlkonstruktion als Motorenplattform installiert, worauf der oder die Motoren schwingungselastisch mittels im Metalgehäuse gefassten Silentblöcken (Gummipuffern) installiert wurden. Über eine Zweischeiben-Trockenkupplung sowie über zwei Kegelradgetriebe, wurde die Motorkraft auf die Schiffspropeller, die in einer Kortdüse arbeitete, übertragen.

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Aufbau der Motoren ... Umbauarbeiten an einem Schleppkahn Fertiggestellter Umbau ... der montierte Antrieb

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Die Düsen waren um 360 Grad drehbar und bildeten somit gleichzeitig die Ruderanlage. Dieses Prinzip (in modernerer Form) haben heute selbst die neuesten und modernsten Seeschiffe und Passagierclipper.

Letztlich war diese Erfindung genial und in der damaligen Zeit für die Schiffsflotte von enormer Effektivität. Somit konnte die DDR-Binnenschiffsflotte innerhalb von nur 2 Jahren mehr als 100 !! (einhundert) Schleppkähne als Selbstfahrer umrüsten.

Hauptwerften zum Umbau waren die Yachtwerft in Berlin, sowie die Schiffswerften in BRB-Plaue / Tangermünde / Genthin / Malz / Frohse und Fürstenberg-Oder (Eisenhüttenstadt)

Erprobt wurde diese Technik zuerst im Kanal mit 3 kleineren umgebauten ex Schleppkähnen, und am 26.11.1956 war es dann soweit - der erste große Probezetter "DOS 190" erbaut aus einem ex Schleppkahn und bestückt mit 2 Motoren wurde auf der Elbe intensiv - im Beisein von Technikern der Umbauwerft Genthin - erprobt.

Die Schiffe wurden entweder mit 1´nem Motor oder mit 2 Motoren bestückt, und dies in zwei Motorisierungen je nach Größe des Schiffes - entweder mit 60 oder mit 90 PS. Die Schiffskennung wurde mit "Z" bezeichnet, gefolgt von der Größenkennung und der Registriernummer.

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DOS 190 Z auf der Elbe ... 1956 / erster Zetter mit Doppelmotoren Erprobung ... intensive Erprobung

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Zur damaligen Zeit war man der Überzeugung das dieser Antriebtechnik die Zukunft gehört. Daher wurden 1958 auf der Schiffswerft in Oderberg sogar 12 Schiffe einer Neubauvariante mit einem Motor in moderner Bauweise aufgelegt. Die Silluette eines solchen Schiffes von achtern gesehen, mit seinem Getriebestock - gab diesem Schiffstyp den Spitznamen "EINBEINER".

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ein Neubau Z-Antrieb der Schiffswerft Oderberg (Einbeiner)

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1965/66 mit Beginn der Schubschiffahrt wurden einige der Z-Antriebe mit einer Schubschulter ausgerüstet, um mit einem zum Umrüster umgebautem - antriebslosen Schleppkahn im Schubverband zu fahren. (ggw. sind 33 Schiffseinheiten bekannt) . Dies wurde sogar auf der Elbe bergwärts durchgeführt. Die nunmehr so ausgerüsteten Z-Antriebe erhielten eine neue Registriernummer und davor die Schiffskennung "SZ". Umgerüstet wurden ausschließlich Schiffseinheiten mit Doppelmotoren von 2x 90 PS und einer Schiffslänge von mindestens 51 Metern.

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Z-Antrieb mit Schubschulter

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Viele Schiffsführer erlernten auf diesen Schiffen ihr "Handwerkszeug" bevor Sie auf Motorgüterschiffen zum Einsatz kamen. Oftmals trauerten Sie später der Wendigkeit dieser Schiffe, bedingt durch die rundum-drehbaren Düsenanlagen, ein wenig nach. Jedoch niemals dem "Wohnkomfort" - wenn man davon überhaupt sprechen kann. Die Z-Antriebe waren enorm laut und die Schwingungen durchliefen trotz Pufferung das gesamte Schiff. Da wie auf jedem ex Schleppkahn, der Wohnraum im unteren Heckbereich lag, wurden die Motorengeräusche stark übertragen und jeder der auf diesen Schiffen gefahren ist, vergißt bestimmt niemals die ständig in jedem Getränk umlaufenden Schwingungswellen.

Einfach zu Handhaben und jederzeit von jeder "Autowerkstatt" zu reparieren, galten Sie als zuverlässig und robust. Vielleicht oder gerade deshalb waren die Z-Antriebe bis zur Wende 1989 in der DDR - ständig im Einsatz und befuhren die Flüsse, Ströme, Kanäle, Seen und sogar den Haff- und Boddenbereich.

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Heute ist von diesen Schiffstypen kein Schiff mehr im Einsatz, und "leider" auch kein´s mehr erhalten geblieben. - (soweit bekannt) - Eigentlich sehr Schade, hätte es doch von der Tradition und der Schiffshistorie her, bestimmt in einem Schiffsmuseum oder Museumshafen - von der Baukunst, dem Ideenpotenzial sowie dem Erfindungsreichtum der Schiffbauer der damaligen Zeit - berichten können.

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Nachtrag !! - der Z-Antrieb wurde auch in die Fahrgastschiffe des Typs Stadtbezirksklasse 2 erfolgreich eingebaut und diese verkehren noch immer !!

die Liste der bekannten Schiffseinheiten finden Sie - hier -

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© Uwe Giesler / Berlin