Passagierschiff / Typ
Baureihe " Stadtbezirksklasse 1"
   
zurück
zurück zur Auswahl -
     
MS-Vorwärts der Stadtbezirksklasse 1
 
     
-

Passagierschiffe "Stadtbezirksklasse 1"

Technische Daten und Informationen:

Die Schiffe wurden 1959 beim VEB Yachtwerft Berlin gebaut.
(insgesamt wurden 5 Schiffe dieser Baureihe gefertigt )

Die Hauptdaten waren:

Länge über alles: 34,07 m
Breite über alles: 5,10 m
Tiefgang: 0,95 m
-
Antriebsanlage: Diesel-Elektro - Antrieb
Maschinenanlage: 2 Hauptmaschinen vom Typ 4 NVD 26
1 Propellermotor vom Typ CFM 17 mit 135 kW
Leistung dieser Baureihe: 120 PS
max. Personenanzahl: 225 auf 2 Decks
Reisegeschwindigkeit: 12 km/h

Innenraum des FGS-Prenzlauer Berg um 1960

Vier Schiffe kamen nach Indienststellung zur "Weißen Flotte" in Berlin. 1 Schiff bekam die "Weiße Flotte" in Dresden und wurde dort mit dem Namen "Vorwärts"in Dienst gestellt - Dieser Schiffstyp hatte einen neu entwickelten Dieselelektrischen Antrieb der mit einem Gleichstromgenerator direkt gekuppelt war. Eine unverhältnismäßig hohe Lärmbelastung und Schwingungsprobleme waren die Folge. Die Klassenbezeichnung erhielten die Schiffe aufgrund der Namensgebung mit "Namen der Stadtbezirke in Ostberlin" Da es später eine weitere Bauserie mit Namen dieser Stadtbzirke gab - wird diese hier als "1" bezeichnet.

Haupteinsatzgebiet waren Rundfahrten auf der Spree durch die damals noch nicht vollkommen geteilte Innenstadt Berlins oder Touristenreisen für den FDGB von Potsdam nach Bad Schandau, wobei dabei hauptsächlich die Schiffe "Prenzlauer Berg" und "Treptow" zum Einsatz kamen. Da die Schiffe keine Übernachtungsmöglichkeiten besaßen, wurden diese Fahrten als Etappenfahrten durchgeführt.

Das Dresdner Schiff befuhr die Oberelbe ab Dresden und hinunter nach Meißen.

Dieser Schiffstyp hatte nur sehr wenige Freiflächen zum "draußen sitzen" ! Die Be- und Entlüftung der Innenräume in den beiden geschlossenen Decks war mehr als unzureichend, so das schon nach kurzer Zeit kaum noch Passagiere mit diesem Schiffstyp fahren wollten. Abhilfe versuchte man dadurch zu schaffen, das man den Dachbereich über der Freifläche, welcher bis zum Umbau noch bis zum Heckende reichte - um die Hälfte einkürzte. Jedoch zeigte auch diese Maßnahme nicht den gewünschten Erfolg. Erschwerend kam hinzu, das der damals noch nicht ausgereifte, unwirtschaftliche Antrieb letztlich dafür sorrgte, das diese Schiffe bereits im Jahre 1964 außer Fahrt gesetzt wurden.

Alle Schiffe wurden danach anderen Zwecken zugeführt, wobei bei den Schiffen vorab die Maschinenanlagen entfernt wurden. Leider sind Informationen über den Einsatz bzw. besonders Foto´s heute nur noch schwer zu beschaffen.

*** Nunmehr beginnt eine Verwechslungsgeschichte ganz besonderer Art ***

In der Schiffsliteratur gibt es die verschiedensten Varianten über die Schiffsverbleibe dieser 5 Schiffe - somit habe ich mich mit mehreren Interessenten intensiv auf die Spurensuche gemacht, Recherchen angestellt, Fotos verglichen und Zeitabläufe geprüft und konnte folgende Verläufe - unter Vorbehalt - rekonstruieren !

Die "Treptow" wurde zum Gaststättenschiff "Spree-Athen" umgebaut.

Das Schiff blieb im Bereich der hinteren Freifläche unverändert, jedoch wurde dem Schiff eine 2. Heckwulst angesetzt. Diese bekamen nicht alle Schiffe und bilden somit eine gute Unterscheidungsmöglichkeit. Um der Nutzung als Gaststättenschiff gerecht zu werden, bekam das Schiff auf dem Oberdeck eine Möglichkeit zur Installation für einen zusätzlichen Sonnenschutz - mittels Verspriegelung. Die ex "Treptow" war das einzige Schiff, wo diese Vorrichtung installiert wurde !! Die Nutzung als schwimmende Gaststätte erfolgte in Berlin-Köpenick (heute Mecklenburgisches Dorf) im Seitenarm der Müggelspree. Sie erhielt einen "schwarzen oder dunkelblauen Rumpf"- da keine eindeutigen Farbaufnahmen vorliegen ist dies schwer ermittelbar, jedoch ist der Rumpf deutlich dunkler gehalten, als beim Hotelschiff "Kuhle Wampe" (ex Friedrichshain) welches ebenfalls am gleichen Ort genutzt wurde. 1974 wurde das Hotelschiff " Kuhle Wampe" im Austausch für die bis dahin dort liegende Schiffsgaststätte "Friedenstaube" (ex Prenlauer Berg) zum Krossinsee verlegt. In Berlin-Köpenick blieb die "Spree-Athen" nunmehr alleine liegend zurück. Jedoch währte dies nicht lange und man verlegte nunmehr auch die ex Treptow zum Krossinsee. Dort am Anleger vertäut und am Internationalen Campingplatz genutzt - bekamen beide Schiffe einen neuen Farbgleichen blauen Anstrich, wobei auch ein Streifen entlang der Fensterfronten lackiert wurde. Auf den Fotos und Postkarten jener Zeit, ist die ex "Treptow" gut an dem nur bei Ihr installiertem, Spriegel-Sonnenschutz erkennbar. Im Jahre 1978 verschwand die "ex Treptow" vom Krossinsee und wurde aus dem Schiffsregister gelöscht - somit gingen alle weiteren Berichte von einer Verschrottung aus - aber tatsächlich wurde das Schiff in die damalige BRD zur Abwrackwerft Eckhardt & Co in Harburg verkauft. Dort sollte Sie wohl verschrottet werden, jedoch kaufte der Ritzscher Yacht Club e.V. das Schiff und verlegte es antriebslos zum Ritzscher Hafen / bei Drochtersen. Das Schiff wurde dort in 5-jähriger Eigenleistung renoviert und 1983 - immer noch in der Lackierung mit dem "blauen Rumpf" als Clubschiff des Ritscher Yacht-Clubs - umbenannt in "Ritscherschleuse" - im Seitenarm der Elbe - bekannt als "Krautsand" abgestellt - weiterhin genutzt. Etwa um 1990 wurde das Schiff an den Yachtclub in Dillingen verkauft und zum dortigen Yachthafen verlegt - dazu wurde das Schiff mittels Mobilkranen in ein Binnenschiff verladen und an den neuen Standort verbracht - neu lackiert versah es nunmehr dort seinen Dienst als Clubschiff unter dem Schiffsnamen "Stadt Dillingen" . - Zu unbekanntem Zeitpunkt wurde das Schiff ins Ausland verkauft und dort - nunmehr "Namenslos" in Apach an der Mosel in Frankreich beheimatet - abgestellt. Eigner des Geländes ist der Club Marimitme Europe. Im Winter 2005/2006 sank das Schiff dort vor Ort - wurde aber wieder gehoben und soll nunmehr an Land einen weiteren Stellplatz finden - ob dies mittlerweile durchgeführt wurde , ist noch nicht geklärt.

* Damit ist die ex Treptow - als erstes Schiff dieser Serie gebaut - auch das einzige noch heute erhaltene Schiff !!

Die "Prenzlauer Berg" wurde zum Gaststättenschiff "Friedenstaube" umgebaut.

Dabei wurden an der Heckseitigen Freifläche - die bisher geschwungenen Seitenwände - bis zur Hälfte der Freifläche mit weiteren Platten zugebaut und senkrecht begradigt. Desweiteren wurde wurde ein zusätzliches Bullauge eingebaut, so das das Schiff damit im Heckbereich "4" Bullaugen besaß. Desweiteren bekam das Schiff einen 2. Heckwulst und eine Schubplatte, um das Schiff zum Krossinsee mittels Schubschiff verlegen zu können. Das Schiff behielt ihren "weißen Rumpf" und wurde als erstes Schiff 1965 zum Krossinsee verlegt. Dort nutzte man Sie als Gaststättenschiff am Internationalen Campingplatz. 1974 etwa erfolgte ein Eignerwechsel zum Büro des Ministerrates der DDR und das Schiff wurde zum Grundstück in der Fontanealle 10 nach Zeuthen verlegt. Dort befand sich ein Gästehaus eines Ministeriums der DDR, wo das Schiff als "Besucherunterkunft" genutzt wurde. Vermutlich wurde dieses Schiff dann 1977 zur Schiffswerft Tangermünde verbracht und dort zum Wohnschiff "Berlin" nochmals umgebaut und zurückverlegt. Um es standfest zu sichern, wurde dafür extra ein "Gefällegraben" errichtet, worin das Schiff "trockengelegt" eingebettet wurde. Noch Mitte der 80er Jahre, konnte man das Schiff dort abgestellt und in die Gartenanlage intergriert - stehen sehen, wenn man mit einem Schiff in Richtung Königs-Wusterhausen fuhr. Zu unbekanntem Zeitpunkt verschwand dann das Schiff - vermutlich wurde es direkt vor Ort abgebrochen, zerlegt und abtransportiert. Nach 1990 wurde das Gelände zum Ausbildungshotel der "Annedore Leber" Stifung umgestaltet. Aber Teile der gebauten Gefälle - Anlagen sind auch heute noch vorhanden.

* Als Ersatz für das nunmehr verlegte Gaststättenschiff "Friedenstaube" - kam 1974 die "ex Friedrichshain" als Hotelschiff "Kuhle Wampe " zum Krossinsee !!

Die "Friedrichshain" wurde 1965 umgebaut zum Hotelschiff "Kuhle Wampe"

Das Schiff wurde entsprechend seiner neuen Nutzung ebenfalls im Heckbereich neu gestaltet. Aber entgegen der "Prenzlauer Berg" wurde der Heck-Seitenbereich bei der "Friedrichshain" viel weiter ins Achterschiff gezogen und es hatte nach Umbau und Einbau nunmehr "5" Bullaugen im Heckbereich. Als weiteres Unterscheidungsmerkmal hatte die umgebaute ex "Friedrichshain" keinen zweiten Heckwulst und keine Schubvorrichtung !! Nach erfolgreichem Umbau wurde das Schiff ebenfalls in Berlin-Köpenick (Mecklenburgischen Dorf) gemeinsam mit der "Treptow" genutzt. Das Schiff bekam jedoch einen "hellblauen Rumpf". Etwa um 1974 wurde das Schiff zum Krossinsee verlegt und im Austausch für die bereits verkaufte "ex Prenzlauer Berg" als Hotelschiff betrieben. - Wie bereits ausgeführt, kam später die "ex Treptow" dazu. Beide Schiffe bekamen einen neuen Farbgleichen blauen Anstrich und zusätzlich einen blauen Streifen in Höhe der Fensterfronten. Sie lagen dann am Anleger des Internationalen Campingplatzes als Kombination von Hotel - und Gaststättenschiff vereint. Im Jahre 1978 wurde die "Kuhle Wampe - ex Friedrichshain" zusammen mit der ex "Treptow" vom Krossinsee verlegt und wurde aus dem Schiffsregister gelöscht - auch hierbei gingen alle weiteren Berichte von einer Verschrottung aus - aber tatsächlich wurden beide Schiffe in die damalige BRD zur Abwrackwerft Eckhardt & Co in Harburg verkauft. Während die ex "Treptow" verkauft werden konnte ist die ex "Friedrichshain" wohl verschrottet worden.

1978 wurde das Schiff in der BRD !!! - auf der Eckhardt & Co Werft in Harburg verschrottet.

Die "Köpenick" wurde Zollschiff und war bis 1983 im Einsatz bei der Zollverwaltung der DDR

- mit grauem Tarnanstrich versehen - lag es an der Staats & Sektorengrenze in Berlin. Leider konnte ich bisher keine Fotos vom Einsatzort beschaffen. Dannach wurde Sie an der Schleuse Wernsdorf im Oder-Spree-Kanal abgestellt und lag dort noch 1984 mit ihrem grauen Anstrich - wobei die Beschriftung > KÖPENICK < immer noch zu erkennen war. Anfangs war ihre Verschrottung beschlossenen Sache - letztlich aber dachte man über eine Nutzung als Gaststättenschiff im Bereich des Müggelsee nach und gab Ihr, - wie schon einmal vorher der ex Friedrichshain - den Namen "Kuhle Wampe". Ob, und wenn wie lange die Zwischennutzung dauerte ist bisher nicht belegbar - letztlich kam das Schiff dann zur Verschrottung nach Parey !! (ex Prahmpflegestelle) und sollte nunmehr endgültig in den Hochofen wandern. - Aber noch war Ihr Lebensweg nicht beeendet - denn auf der Prahmpflegestelle hatten Angehörige der Werft die tolle Idee das Schiff als Kantine für die Werftmitarbeiter zu nutzen. Kurzerhand wurde das Schiff in Parey an Land gesetzt und zum Kantinenschiff "Kuhle Wampe" umfunktioniert !! - möglicherweise bekam das Schiff auch erst dort den schon einmal vergebenen Namen !! - und wie so oft halten ja bekanntlich Provisorien am längsten - so auch bei der ex Köpenick - die Nutzung überlebte sogar die Wende und währte bis ins neue Jahrtausend - also bis ca. 2002 !! - erst dann wurde das Schiff vor Ort zerlegt und endgültig abgewrackt. - Damit hat dieses Schiff stolze 43 Jahre seinen Dienst versehen.

* die ex Köpenick wurde somit erst 2002 verschrottet, der Platz auf dem Sie stand ist noch heute gut erkennbar !!!

Die "Vorwärts" aus Dresden wurde ebenfalls ein Zollschiff - aber in Cumlosen / Elbe !!

Nach außer Dienststellung 1965 wurde das Schiff der Zollverwaltung der DDR zur Nutzung übergeben. In dieser Tatsache liegt auch der immer wieder zitierte Irtum in der Literatur "1965 nach Berlin verkauft..." , dabei ist der Verkauf zur Zollverwaltung belegt, die in Berlin Ihren Hauptsitz hatte, jedoch wurde das Schiff selbst nicht nach Berlin gebracht. Vom Einsatzort in Cumlosen und der späteren Nutzung sind ggw. keine Bildmaterialien vorhanden. Dabei soll das Schiff dort längere Zeit im damaligen Zollhafen gelegen haben, bevor es zur Nutzung als Wohnschiff des WSA-Magdeburg 1969 - wohl nach Wittenberge - verlegt wurde.

1974 wurde das Schiff endgültig außer Dienst gestellt und am 07.12.1974 verschrottet.

(auch diese Schiffe hatten als DDR-Registriernummer ein - P - und eine Kennziffer)

-

   
weiter
zum nächsten Schiffstyp -